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Ein Geschichtsbuch für Deutschland und Polen

Ende September ist der zweite Band der gemeinsamen Geschichtsbuchreihe „Europa – Unsere Geschichte“ in Deutschland und Polen erschienen. Der Band rückt Zusammenhänge und Gegensätze geschichtlicher Entwicklungen in Europa und der Welt von der Neuzeit bis 1815 in den Blick und zeigt in neuartiger Weise, wie historische Ereignisse in unseren Gesellschaften erinnert werden.

Schülerinnen und Schüler erarbeiten etwa die Entstehung moderner Verfassungen in den USA, Polen und Frankreich in unmittelbarem Bezug aufeinander. Sie werden so ermuntert, die gemeinsame Geschichte von ungewohnten Standpunkten und anhand neuer Fragen zu durchdringen. Auf diese Weise möchte das Lehrwerk transnationale Perspektiven auf den Lehrstoff eröffnen und den Dialog über Geschichte und Erinnerung befördern.

Die von den Verlagen Eduversum und WSiP verlegte Schulbuchreihe soll im deutschen und polnischen Geschichtsunterricht in identischer Form, lediglich in unterschiedlichen Sprachfassungen, eingesetzt werden. Bedeutsam ist, dass es sich nicht um ein ergänzendes Unterrichtsmaterial, sondern um ein den Lehrplänen entsprechendes Schulbuch für das Fach Geschichte handelt. Zielgruppe in Deutschland ist die Sekundarstufe I. Die gesamte, auf vier Bände ausgelegte Reihe erscheint bis 2020, ihr erster Band liegt seit Sommer 2016 vor.

Die Einzelbände entstehen in enger Zusammenarbeit zwischen den Verlagen, Autoren, wissenschaftlichen Koordinatoren und Experten für bestimmte Epochen aus beiden Ländern. Die fertigen Kapitel spiegeln das Ergebnis eines langen Prozesses der Diskussion darüber wider, wie eine Perspektive in einem Schulbuch zur Geltung gebracht werden kann, die für unterschiedliche Sichtweisen, Interpretationen und geschichtsdidaktische Zugriffe bei der Darstellung der Vergangenheit sensibilisiert. Unterstützt durch eine Vielzahl von Maßnahmen wie Lehrerfortbildungen wird die Lehrwerkreihe breit in die Schulpraxis beider Länder implementiert werden. Die offizielle Vorstellung von Band 2 fand am 20. November 2017 in der internationalen Jugendbegegnungsstätte in Krzyżowa/Kreisau statt.

Die wissenschaftliche Koordination des Projekts hat das Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für Bildungsmedien gemeinsam mit dem Zentrum für historische Forschung Berlin der Polnischen Akademie der Wissenschaften inne. Gefördert wird es auf deutscher Seite durch die Kultusministerkonferenz unter Federführung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg sowie das Auswärtige Amt. Polnische Förderer sind das Ministerium für Nationale Bildung, das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten sowie das Ministerium für Kultur und Nationales Erbe, hinzu kommt die Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Das Projekt eines gemeinsamen Geschichtsbuchs profitiert in hohem Maße von den Erfahrungen der seit 1972 arbeitenden deutsch-polnischen Schulbuchkommission, die für ihre Arbeit im Juni 2017 mit dem Viadrina-Preis ausgezeichnet wurde.