Appell der Gemeinsamen Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission an die Regierung der Bundesrepublik Deutschland
Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission der Historiker und Geographen hat sich in ihrem 50-jährigen Bestehen ungeachtet politischer Rahmenbedingungen stets dafür eingesetzt, den Dialog in Mitteleuropa, insbesondere zwischen Deutschland und Polen, zu befördern. Deshalb fordern wir die Bundesregierung auf, eine deutlich aktivere, der historischen Verantwortung Deutschlands angemessene Rolle bei der Unterstützung der Ukraine in ihrer Verteidigung gegen die russische Aggression zu übernehmen.
Die Erinnerung an den Eroberungs- und Vernichtungskrieg, den Deutschland zwischen 1939 und 1945 gegen das östliche Europa geführt hat, sollte uns besonders sensibel machen für die Katastrophe, die sich gegenwärtig in der Ukraine abspielt. Aus dieser Erinnerung erwächst eine besondere Verpflichtung Deutschlands, alles dafür zu tun, dass sich das Schicksal, das Polen, Belarusen, Ukrainer und schließlich auch Russen seit 1939 erfahren haben, nicht wiederholt. Mit Recht erwarten dies Deutschlands östliche Nachbarn – nicht nur die Ukrainer, sondern auch die Öffentlichkeit in Polen, der Tschechischen Republik, in der Slowakei und den baltischen Staaten.
Wir geben auch zu bedenken: Wer im Blick auf eigene nationale Interessen und Befindlichkeiten zögert, der Aggression hier und jetzt wirksam und in enger Absprache mit den die Ukraine unterstützenden EU-Ländern entgegenzutreten, den bestraft die Geschichte. Wie uns die Geschichte des Zweiten Weltkriegs lehrt, hat die westliche Zurückhaltung, der Tschechoslowakei und später Polen rechtszeitig wirksam gegen Hitler beizustehen, den Westen nicht nur nicht gerettet, sondern ihm am Ende umso schmerzhaftere Opfer abgefordert.
Wenn die Bundesrepublik ihrer historischen und politischen Verantwortung in und für Europa jetzt nicht gerecht werden sollte, würde damit die Gefahr einhergehen, nicht zuletzt das in Jahrzehnten mühsam zurückgewonnene Vertrauen unserer europäischen Nachbarn wieder zu verlieren. Deshalb appellieren wir an die Bundesregierung, eine aktive Rolle, in einem verlässlichen Dialog mit der polnischen Regierung und den Regierungen anderer Länder in der Region, bei den internationalen Anstrengungen zur Rettung der Ukraine zu übernehmen.
Präsidium der Schulbuchkommission: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg, Prof. dr hab. Violetta Julkowska, Dr. Felix Ackermann, Prof. Dr. Eckhardt Fuchs, Dr. Andrea Genest, Prof. Dr. Hans Henning Hahn, Prof. Dr. Wolfgang Jacobmeyer, Prof. Dr. Sebastian Kinder, Prof. Dr. Yvonne Kleinmann, Prof. Dr. Claudia Kraft, Prof. Dr. Olaf Kühne, Verena Laubinger, Prof. Dr. Michael G. Müller, Prof. Dr. Holger Thünemann, Joanna Zaborowski, Dr. Marcin Wiatr, Prof. dr hab. Roman Czaja, Prof. dr hab. Marek Dutkowski, Małgorzata Glinka, Agnieszka Jaczyńska, Prof. dr hab. Igor Kąkolewski, Prof. dr hab. Jerzy Kochanowski, Prof. zw. dr hab. Izabela Surynt, Prof. dr hab. Robert Traba, Dr. Zofia Wóycicka, Prof. dr hab. Alina Zajadacz, Prof. dr hab. Anna Ziębińska-Witek, Dr. Dominik Pick