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Maria-Wawrykowa-Preis

Information zum Maria-Wawrykowa-Preis

Die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission der Histo- riker und Geographen verleiht seit 2005 alle zwei Jahre einen Preis für besondere Leistungen im Rahmen des deutsch-polnischen Schul- buchdialogs. Damit würdigt die Kommission Persönlichkeiten aus Deutschland und Polen, die sich in besonderer Weise dafür einsetzen, das Wissen um die Geschichte des Nachbarlandes wie auch der deutsch-polnischen Beziehungsgeschichte im Schulunterricht zu ver- größern und für unterschiedliche Arten ihrer Erinnerung zu sensibilisie- ren. Mit dem Maria-Wawrykowa-Preis werden auch Multiplikatoren gewürdigt, die bei der schulischen wie außerschulischen Vermittlung der Anliegen der Schulbuchkommission wichtige Arbeit leisten.

Seit dem Tod Maria Wawrykowas (1925–2006) trägt der Preis der Schulbuchkommission ihren Namen. Maria Wawrykowa war 1972 eine der Mitbegründerinnen der Deutsch-Polnischen Schulbuchkommission und fast 30 Jahre lang eine der tragenden Säulen ihrer Arbeit. Maria Wawrykowa hatte das Konzentrationslager Auschwitz überlebt. Nach dem Krieg studierte sie Geschichte. Ab 1975 war sie Professorin für Geschichte an der Universität Warschau, mit Schwerpunkt auf der deutschen Geschichte und den deutsch-polnischen Beziehungen des 19. Jahrhunderts.

2024Anna Wolff-Powęska
Anna Wolff-Powęska

Prof. Wolff-Powęska wurde 1941 in Tarnopol (nach 1945 ukr. Ternopil) geboren und verbrachte ihre Jugend in Wągrowiec/Wongrowitz (Großpolen), wo sie ihr Abitur ablegte. Anschließend zog sie nach Poznań/Posen, um an der dortigen Adam-Mickiewicz-Universität Geschichte zu studieren. Nach ihrem Studium begann sie als Lehrerin zu arbeiten. Ab 1969 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am West-Institut in Poznań/Posen tätig, ein Jahr später wurde sie promoviert, 1980 habilitierte sie sich in Rechtswissenschaften. Seit 1986 arbeitete sie als Professorin für Geisteswissenschaften und leitete von 1990 bis 2004 das West-Institut. Von 2007 bis 2013 war sie an der Fakultät für Politische Wissenschaften und Journalistik der Adam-Mickiewicz-Universität tätig, von 2010 bis 2018 wirkte sie als Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats des Zentrums für Historische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Berlin mit. Für ihre Arbeit wurde Prof. Wolff-Powęska mit dem Komturkreuz des Ordens der Polonia Restituta ausgezeichnet und erhielt weitere zahlreiche Ehrungen, darunter den KLIO-Preis für ihr Buch „Pamięć – brzemię i uwolnienie. Niemcy wobec nazistowskiej przeszłości (1945-2010)” [Erinnerung – Bürde und Befreiung. Die Deutschen und die nationalsozialistische Vergangenheit], den Viadrina-Preis der Europa-Universität und den Europäischen Bürgerpreis.

Aus der Dankesrede von Prof. Anna Wolff-Powęska zur Verleihung des Maria-Wawrykowa-Preises 2024:
„Das Fehlen von Stabilität und Vorhersehbarkeit der Welt […] veranlassen die Nationen, in ausgewählten Abschnitten der Geschichte nach Legitimationen ihrer eigenen Identität zu suchen. Die Vergangenheit lässt sich verantworten, zurückdrängen, rechtfertigen, überwinden, durch Rache oder gerichtliche Verfahren oder Dialog bewältigen. Doch von oben gesteuerte Erinnerung kann gefährlich sein. Geschichte ist keine Religion, sie kennt keine Dogmen, sie kennt keine Tabus. Sie mag unbequem sein, aber sie ist nicht gleichzusetzen mit Moral. Die Rolle der Historiker ist es, zu erklären, zum Verstehen beizutragen und nicht zu stigmatisieren. Geschichte ist keine Rechtskategorie. In einem freien, demokratischen Staat ist die Bestimmung historischer Wahrheiten weder Sache des Parlaments noch der Justiz. Gleichzeitig muss man sich mit der Tatsache abfinden, dass in einer globalisierten Welt der Historiker nur einer von vielen Akteuren ist, die Wissen anbieten. Die Herausforderung besteht in der Vielfalt der Erinnerungsmedien […]. Manchmal fühlt sich der Historiker wie ein Badeanzugverkäufer an einem FKK-Strand. Dennoch bleiben seine grundlegenden Aufgaben unverändert.“

2020Dr. Insa Eschebach

Dr. Insa Eschebach ist Religionswissenschaftlerin und Publizistin sowie Lehrbeauftragte am Institut für Religionswissenschaft der Freien Universität Berlin. Sie ist vormalige Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück (2005–2020) und Vorsitzende des Internationalen Beirats der Stiftung „Topographie des Terrors“.

2020Kornel Miglus

Kornel Miglus studierte Philosophie, Linguistik und Psychologie in Polen, den USA und in Deutschland; er absolvierte eine Drehbuch- und Filmausbildung bei der Europäischen Film- akademie (EFA) und beim Sources I Programm; seit 1994 ist er Filmbeauftragter des Polni- schen Institutes in Berlin und Dozent an der Humboldt-Universität. Seit 2005 ist er künstleri- scher Leiter und Produzent des filmPOLSKA Filmfestivals Berlin, der jährlichen Begegnung des Berliner Publikums mit der polnischen Filmkunst, sowie Filmkurator von mehreren Festi- vals in Polen und Deutschland. Er ist auch Autor mehrerer Drehbücher, Dokumentarfilme, Spielfilme und TV-Produktionen.

2014Manfred Mack

Im Rahmen ihrer XXXV. Deutsch-Polnischen Schulbuchkonferenz im Juni 2014 in Ciążeń hat die Gemeinsame Deutsch-Polnische Schulbuchkommission Manfred Mack (Deutsches Polen-Institut Darmstadt) mit dem Maria-Wawrykowa-Preis geehrt. Die Kommission würdigte damit Manfred Macks langjähriges Engagement im deutsch-polnischen Schulbuchdialog und besonders sein Wirken als Multiplikator bei der schulischen Vermittlung der Anliegen der gemeinsamen Schulbuchkommission.